Auftritt Herr Prost bei Lanz

Heute möchte ich mal vom eigentlichen Thema dieses Blogs abschweifen. Durch Zufall habe ich gestern die Sendung Lanz verfolgt. Unter anderem war der Herr Prost, Geschäftsführer und Inhaber der Firma Liqui Moly, anwesend und hat wie ich finde einige interessante Themen zum Finanzmarkt und zur Finanzpolitischen Lage in Deutschland angesprochen. Aus unternehmerischer Sicht wirklich ungewöhnlich aber von der Sachlage sehr schlüssig.

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Hier einige Aussagen von Herrn Prost:

Meine Gedanken und meine Überzeugungen zu dem Thema, das bei Markus Lanz diskutiert wurde, habe ich nachfolgend zu Papier gebracht. Ich denke, wir Menschen sind gut beraten, die derzeitige Entwicklung der Wirtschaft kritisch zu hinterfragen. Mag sein, dass es altmodisch oder gar kitschig klingt, aber es würde uns allen sehr gut tun, wenn wir wieder mit mehr Respekt, Anstand, Demut und Liebe im Leben und vor allem im Geschäfts-Leben agieren würden.

Wir brauchen ein generelles Umdenken in der Wirtschaft und in unserer Gesellschaft. Nicht mehr aber auch  nicht weniger. Der Mensch muss wieder vor dem Geld kommen. An erster Stelle und nicht an zweiter. Wir dürfen nicht zulassen, dass die reinen Finanzinteressen einiger weniger viele ins Unglück stürzen. Man darf es ruhig beim Namen nennen: Die Geldgier der einen und die Bereitschaft sich zu verschulden der anderen haben zu der weltweiten Finanzkrise geführt. Die Politiker werden vor dem Hintergrund ihrer Schuldenberge erpresst. Es geht nicht mehr um das Volk und die Menschen, sondern um die Märkte und die Gläubiger.

Mit Spekulieren, Zocken und gewieften Anlageberatern lässt sich mehr Geld verdienen, als mit redlicher Arbeit und mutigem Unternehmertum. Gewettet werden darf auf alles – auf steigende Rohstoffpreise, dadurch werden Volkswirtschaften stranguliert; auf steigende Lebensmittelpreise, dadurch werden Menschen durch ihren Hungertod ermordet. Es wird gewettet auf alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Inklusive auf Währungen gegen Staaten, auf deren Bankrott und damit gegen Völker und wiederum gegen Menschen. Die Börse hat ihre Unschuld verloren. Es geht nicht mehr um Kapital für Firmen oder darum neue Aktiengesellschaften mit Geld zu versorgen – es geht nur noch um dubiose Finanzprodukte. Tausend neue Wetten, sprich tausend neue Finanzprodukte täglich allein an der Frankfurter Börse, eine halbe Million Wetten insgesamt, mit denen man viel Geld verdienen kann, sind im Markt vorhanden. Ja, es wird auch verdient – vor allem bei denen, die Finanzprodukte, Anleihen, Aktien und Wetten verkaufen.

Die Verlierer sind die Kleinanleger, die Steuerzahler und die Bürger der Länder, die in das Visier der Spekulanten geraten sind, z.B. Griechenland. Das Land ist mit 350 Milliarden € verschuldet und kann nicht einmal mehr die Zinsen für diesen Schuldenberg erbringen. Die Sparmaßnahmen, die verordnet wurden, haben die Wirtschaft abgetötet. Ohne Wirtschaft keine Steuern. Wie soll Griechenland sich je wieder erholen, wenn nicht durch einen Staatskonkurs oder durch Zahlungen der starken EU-Partner auf Ewigkeit?! Wir müssen Griechenland ziehen lassen und diesem Land die Möglichkeit geben über die Vorteile einer eigenen Währung und die Möglichkeit der Abwertung dieser Währung wieder Chancen auf dem Weltmarkt für heimische Produkte zu bekommen. Griechenland wird nicht das letzte Beispiel sein, wenn die Staatengemeinschaft nicht beginnt, sich gegen die Angriffe der Finanzwelt zu wehren. Schuld sind, ohne Frage, die Staaten selbst – jedes Land hat sich in den letzten 50 Jahren maßlos verschuldet und muss nun einen Großteil der Staatseinnahmen, sprich Steuern, für Zinsen aufwenden.

Dieses Geld fehlt wiederum in allen anderen Bereichen, z.B. in der Bildung, im Gesundheitswesen, in der Infrastruktur, im Kulturellen und Sozialen. Mit einem Wort: Wir verbrauchen zu viel Geld um unsere Schulden zu bedienen. Existieren um Zinsen zu zahlen – so geht es manchem „Häusles-Bauer“ und manchem Unternehmer, der am langen Arm der Banken verhungert. Jetzt sind Staaten bereits zum Spielball von Geld und Macht geworden. Noch vor kurzem haben wir Steuerzahler Banken gerettet, weil sie „system-relevant“ waren. Wer ist eigentlich für das System mehr relevant? Die Finanzwelt oder die Wirtschaft mit ihren Unternehmen und Belegschaften?

Wie die Börse, so haben auch die Banken ihre Verantwortung der Wirtschaft Geld als Treibstoff zur Verfügung zu stellen, rücksichtslos abgeschüttelt. In der Finanzwelt geht es nur ums Geld und darum durch Geld noch mehr Geld zu erzeugen. Zinsen und Zinses-Zinsen spielen die Hauptrolle in diesem traurigen Spiel. Nicht Arbeitsplätze und schon gar nicht die Menschen. Die geretteten Banken legen ihr Geld lieber in dubiosen Papieren an, als einem mittelständischen Unternehmer die Anschaffung einer Drehbank zu ermöglichen. Kommen „Häusles-Bauer“ oder Firmen an den Punkt ihrer Zahlungsunfähigkeit wird versteigert oder die Insolvenz herbeigeführt. Schließlich geht es ja in diesem Fall nicht um „system-relevante“ Teile unserer Wirtschaft. Und „too big to fail“ ist einer mit hundert Arbeitsplätzen irgendwo auf dem Land aus Sicht der Frankfurter Banker und der Berliner Politiker eben auch nicht. Geld ist da, aber es fließt nicht. Zumindest nicht in die richtigen Kanäle.

Das Produktivvermögen von Volkswirtschaften wird im gleichen Maße dezimiert, wie das Finanzvermögen steigt. Manch einer ist aber immer noch auf seiner Hände Arbeit angewiesen. Arbeit ist für ein Volk, für die Menschen aller Schichten, immer noch notwendig um die eigene Existenz abzusichern, um Familien durchs Leben zu bringen und das Alter zu meistern. Wir haben in Deutschland die Arbeit verteuert, im gleichen Maße wie wir Einnahmen aus Geldgeschäften, Zinsen etc. mit der 25-%-igen Abgeltungssteuer begünstigt haben, haben wir die Kosten für eine produktive Arbeitsstunde von Arbeitern, Handwerkern und Angestellten erhöht. Zwischen netto und brutto liegen nochmals 43 % Spitzensteuersatz, 5,5 % Soli und die Kirchensteuer. Arbeitgeber und Arbeitnehmer erbringen je zur Hälfte nochmals ca. 22 % an Beiträgen für unsere Sozialversicherungssysteme. Rentenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Arbeitslosenversicherung. Warum greift eigentlich niemand die Idee auf, auch Kapitaleinkünfte genauso wie Einkünfte aus Arbeit  heranzuziehen um unserer Sozialversicherungssysteme zu stärken? Arbeit könnte dadurch über geringere Beitragssätze von Kosten entlastet werden, automatisch entstünden mehr Arbeitsplätze. Weniger Arbeitslose bedeutet auch immer weniger Ausgaben zur Unterstützung der Arbeitslosen und zusätzlich höhere Einnahmen an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Für meinen Geschmack haben wir das Kapital, die Finanzwelt in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel zu sehr geschont und die Arbeitswilligen, Arbeiter, Angestellten, Handwerker und Unternehmer viel zu sehr belastet. Es wird Zeit, dieses Missverhältnis zu beenden und die wild gewordenen Finanzmärkte und ihre Akteure an die staatliche Kandare durch Gesetze und Vorschriften zu legen. Wie wäre es zum Beispiel mit folgenden vier Maßnahmen?

1. Steuern auf Kapitaleinkünfte nicht mehr mit nur 25 % Abgeltungssteuern erheben, sondern Zinseinnahmen dem persönlichen Steuersatz unterwerfen. Es ist arbeiter- und unternehmerfeindlich höhere Steuern auf Löhne und Gehälter einzufordern, als auf Einkünfte aus Geldgeschäften.

2. Kapitaleinkünfte zur Finanzierung der Sozialversicherungssysteme heranziehen. Warum nur Arbeitslohn und nicht auch Zinsgewinne zur Finanzierung von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Pflegebedürftigkeit und Alter heranziehen? Wir verteuern sonst nur die Arbeit und erzeugen dadurch Arbeitslosigkeit. Mit Sozialversicherungsbeiträgen auf Kapitaleinkünfte konnte man die Beiträge auf Arbeit reduzieren und Arbeitskosten vergünstigen. Mehr Arbeitsplätze bedeutet mehr Einkommen, mehr Sozialversicherungs-Beiträge, weniger Arbeitslosen-Hilfe und Harz-4-Empfänger.

3. Altersarmut vermeiden durch mehr beitragspflichtige Jobs und weniger 1 €- bis 400 €- Jobs. Es sieht auf den ersten Blick nach Erfolg aus, wenn man von neuen Arbeitsplätzen, die geschaffen wurden, spricht – sieht man hinter die Kulissen, erkennt man, dass ein Großteil dieser neuen Jobs keine sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse sind. Auf diesem Weg kann jemand 45 Jahre arbeiten und zum Schluss doch keine auskömmliche Rente erhalten.

4. Mindestlöhne gesetzlich vorschreiben. Menschen müssen von ihrer Arbeit leben können. Natürlich muss der Unternehmer sein unternehmerisches Risiko in Form von Gewinnen „bezahlt bekommen“. Aber auch der Arbeiter muss über ein menschenwürdiges Einkommen aus seiner Tätigkeit verfügen können. Wenn wir nicht in der Lage sind 1. die Arbeitslosigkeit gering zu halten indem wir – wie oben angeführt – die Kosten auf Arbeit reduzieren und 2. den Menschen, die arbeiten nicht genügend Geld für ihre Leistung bezahlen können, dann stimmt etwas nicht mit unserem Arbeits- und Wirtschaftssystem und muss geändert werden.

Es schmerzt mich zu sehen, wie sich Menschen aus den Abfallkörben der Wohlstandsgesellschaft ernähren, wie Menschen, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, anschließend mit ihrer Rente am Existenzminimum entlang schlittern, wie Arme, Kranke, Behinderte und Arbeitslose an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und nicht mehr zurück ins Spiel finden. Und es macht mich genauso wütend auf der anderen Seite zu sehen, wie viel Geld (unser Steuergeld) verbrannt wird um Märkte und Gläubiger, die unseren Schulden-Politikern Billionen € geliehen haben, bei Laune zu halten.

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Ich fand das so beeindruckend das ich dass auf meinen Blog bringen mußte und hoffe das es auch die richtigen Leute erreicht und Sie über diesen Beitrag nachdenken.

Schönes Wochenende

 

 

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